Vom V wie Vau Weh (4) – Chronik der Coronatage (34): Freitag, 29.05.2020

VERZÖGERUNGEN: Da unverhofft die Theater unter Auflagen seit Kurzem wieder öffnen können, weil VERSAMMLUNGEN zumindest in geringem Maße und unter Einhaltung der Abstandsregeln wieder möglich sind, ist für unser Theaterfestival so VIEL zu tun und zu klären, dass ich kaum noch dazu komme, hier etwas einzutragen.

Auch läppert sich das Thema insgesamt allmählich aus. Wiewohl sich vor 14 Tagen noch ein rascher Anstieg der Infektionen aufgrund der Lockerungsmaßnahmen andeutete, scheint dies aktuell (noch?) nicht einzutreten. Obwohl sich VIELE schon wieder VERHALTEN, als sei Corona nur eine Episode gewesen.

Irgendwie VIRTUELL jetzt wirklich die infektionsfreie Wirklichkeit, während das Virus dennoch im Unter- und Hintergrund weiter wütet. Aber auf eine perfekte zweite Welle zu hoffen, damit man wieder mehr zum Tagebucheln kommt, wär’ auch nicht die Lösung. Könnte ne Corona-Tagebuch-App gebrauchen, an die ich meine Einträge hier delegiere. Wird doch schon viel Zeug im Netz von Algorithmen geschrieben. Ganze Tagebücher aber gehen noch nicht. Die Corona-Gesundheits-App ist ja auch noch nicht so weit. Kommt die jetzt erst Ende Juni?

VORAUSSCHAU also: Ist immer noch schwierig. Und das, wo unsere ganze Lebensweise bisher auf Zukunftsprognosen und -verbrauch basierte. Aber kommt erstmal die Corona-App, ja dann …

Nächste Woche geht hier in Hessen die Schule wieder los. Mal sehen, wie das wird. Kindergarten im Prinzip auch, aber im »eingeschränkten Regelbetrieb«. Was das konkret für dich, meinen Kleinsten bedeutet, wusste bis jetzt noch immer niemand mitzuteilen. Ob du wirklich vor den Sommerferien nochmal in die Kita darfst? Ob es zählen wird, dass deine Eltern beide berufstätig sind, aber nicht in systemrelevanten Berufen? Ob wir das überhaupt wollen, das erhöhte Ansteckungsrisiko?

VOLATIL: Ist aktuell die ganze Situation. Guck ich auf meine Telemedien-Aktien, hat sich, voilà!, das Börsen-V in der Tat eingestellt. Digital siegt. Deshalb kommt ja auch wirklich bald die Corona-App! Wie die Telemedien-Aktien dann erst durch die Decke gehen werden! Blöd nur, dass der Rentenfonds noch immer im Talkessel herumkrebst. Aber das alles ist noch harmlos gegenüber der Zunahme an Stimmungsschwankungen im gesamtfamiliären Psycho-Index.

VIRILITÄT: Jetzt reiß dich mal zusammen, Papa! Steher- und Nehmerqualitäten sind jetzt gefragt! Kein Vergleich zu dem, was einst die Trümmer-Uromas geleistet haben. Und Familien bekommen doch bald 300 EUR Kompensation für uns Kinder – aber bitte zum Wiederausgeben, gell!

SubVENTION für die Spielzeugbranche also, in Wahrheit. Kann sich nur ein Mann ausgedacht haben. Doch aber: Das Virus trifft Männer schwerer. Ausgleichende Gerechtigkeit? Rache der Frauen?

Also doch: VERSCHWÖRUNG!

VERLUSTRISIKO: Hat man ja mehr oder weniger immer. Aber ein paar Gehirnzellen und Nerven sind definitiv die letzten zwei Monate verlustig gegangen. Hoffentlich ein nachwachsender Rohstoff. Ansonsten auf’s Fundbüro hoffen. Oder die Corona-App.

VERKAUFSOPTIONEN zum Gegensteuern?: Hm. Gäbe es im Falle des Falles hier schon ein bisschen was. Ne Menge Bücher, zum Beispiel. Wär’ dann aber quasi meine Seele. Und Bücher sind gerade auch nicht eben systemrelevanter Bedarf.

Daher zum Schluss einfach nur ne pandemiepassende Lektüreempfehlung jenseits von Camus’ Pest, support your local Bibliothek:

Thomas Pynchon: V. Sowie: Die Enden der Parabel. Letzteres kam für die Lesefaulen gerade erst als Hörspiel beim SWR raus. (Noch so ne Sache, die bis vor Kurzem unmöglich schien: dieses Buch zu vertonen!) Ersteres kann man sich ja notfalls von einer App vorlesen lassen. Bis die Corona-Arzt-App kommt.

Fortsetzung folgt???
(Hier gehts zu V wie Vau Weh (1) , (2) und (3))


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