Von der Kurvendiskussion – Chronik der Coronatage (4): Montag, 16.03.2020

»Die Kurve kriegen« in Zeiten von Corona:

Die letzten Bücher für die Kinder kriegen. Das letzte Toilettenpapier kriegen. Den letzten Flieger nach Hause kriegen. Erstmal keine Quarantäne, aber die Nachrichtenkrankheit kriegen. Andere Kriege nicht mehr gezeigt kriegen. Die letzten Hamster kriegen. Ansagen von oben kriegen. Böse Vorahnungen immer schneller bestätigt kriegen. Sich dennoch wieder einkriegen. Dennoch keine Panik kriegen. Dafür sicher bald Lagerkoller kriegen. 9 Monate später erste Pandemie-Kinder kriegen.

Al Gores berühmte Kohlendioxid-Exponentialkurve aus Eine unbequeme Wahrheit. Die legte sich so ins Zeug, dass es aussah, als müsste man schnell handeln. Das war 2006; 34 Jahre brauchte es von Die Grenzen des Wachstums bis dahin und 13 von dort bis Fridays for Future.

Nun hat die während der letzten Rechtskurve auf der inneren Spur mal eben schnell überholt.

Das Wachstum der einen bremst das der anderen, liest man jetzt – beide Kurven werden wir dennoch zu spüren kriegen. Abgesehen von denen an den Börsen natürlich, die sind noch schneller: Zweiter schwarzer Montag in Folge, schlimmster Exponentialabstieg seit 1987, schon wieder – historisch! – aus der Kurve getragen.

Geht die Corona-Kurve aber irgendwann wieder nach unten, werden wir wieder Wachstumssteigerung brauchen. Damit wird auch die Klimakurve wieder wachsen; evtl. sogar noch ein bisschen exponentieller als davor.

Quadratur des Kreises: Wie kommen wir raus aus den Kurven?


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