Vom neuen Anormalen – Chronik der Coronatage (7): Donnerstag, 19.03.2020

Schrieb ich gestern vor Merkels Rede von ihrer sonst intonationslosen Unterkühlung? Und jetzt haben wir schon wieder was für die Geschichtsbücher! Vielleicht bin ich auch nur sehr sehr sensibel, aber für mich wären das zwei Oscars: Einen an den Redenschreiber fürs Drehbuch, eine für die beste weibliche Hauptrolle. Eigentlich gebe ich auf die Oscars ja nix, ich will wirklich nur ganz unironisch sagen: Das war preiswürdig. Man wünscht sich, so hätte sie die 14 Jahre zuvor öfter gesprochen. Vielleicht macht jemand aus der Idee einen Alternate-History-Roman?

By the way: Das mit dem steigenden Goldpreis scheint auch nicht so ausgemacht wie noch zu Beginn der Coronatage.

Nichts mehr normal. Nichts mehr, wie es war. Viel wird sich ändern.

Wie oft hat man das in den letzten Jahren gehört.

Ist es jetzt glaubhaft? Ist es unredlich, sich das zu wünschen, während wir gerade in den Graben fahren? Wo man so bald als möglich am sicheren Hafen Normalität wieder anlegen möchte?

Für zunehmend mehr, die mit uns, unter uns, außerhalb unserer Grenzen leben, hat es eine solche »Normalität«, business as usual, kaum bis nie gegeben.

Auch die Tafeln z.B. nun vorübergehend zu, weil: Ein Großteil der Ehrenamtlichen gehören zur Risikogruppe; die Studierendennetzwerke, die das zu kompensieren versuchen, reichen nicht aus.

Auch eine realitätsnähere Definition von »systemrelevant« stünde nun auf der Agenda.

Utopisch eine Welt, in der z.B. die Claqueure und Profiteure der Finanzkrise tatkräftig-freiwillige – notfalls verordnete – Sozialstunden an solchen Orten abarbeiteten? (Hier einfach gönnerhaft ein paar Rückzahlungen rüberzuschieben wäre zu billig; unbegrenzte Kredite gewährt die Regierung jetzt ja schon selbst.)


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